In Dießen am Ammersee steht ein Museum, das Leben und Werk des Komponisten und Musikpädagogen Carl Orff gewidmet ist – das denkmalgeschützte Anwesen war Orffs letzter Wohn- und Schaffensort. Die historischen Gebäude wurden behutsam saniert, um ihren ursprünglichen Charakter zu bewahren; zugleich schreiben die neuen Räume die Geschichte des Ortes fort.
Der Erweiterungsbau aus hochwärmegedämmtem Infraleichtbeton fügt sich respektvoll in die historische Anlage ein. Gemeinsam mit den Bestandsbauten, der Pergola und dem lebendigen Landschaftspark entsteht ein harmonisches Ensemble, das in seiner Höhenentwicklung ausgewogen ist und den Besucherinnen und Besuchern einen barrierefreien Rundgang ermöglicht.
Mit dem ruhigen Rhythmus seiner Tonnendächer prägt der hohe Saal für Wechselausstellungen und Veranstaltungen die Adresse des neuen Museums. Als zentraler Verteilerraum dient das Foyer: Durch gezielte Sicht- und Raumbezüge verbindet es das Wohnhaus und die neuen Ausstellungsbereiche miteinander. Über die Dauerausstellung ist auch das Arbeitshaus in den Rundgang einbezogen.
In den Ausstellungsräumen rahmen Öffnungen den Blick in den Park und auf den Ammersee.
Im Erweiterungsbau spiegelt sich Carl Orffs Idee einer elementaren Musik in einer auf das Wesentliche reduzierten, ganzheitlich gedachten Architektur: Proportion, Licht, Material und Fügung bilden eine Einheit, deren Wirkung sinnlich erfahrbar und von zeitloser, universeller Gültigkeit ist. Aus dieser Reduktion entstehen Räume von großer Intensität. Die monolithische Konstruktion aus Infraleichtbeton verleiht ihnen eine klare Ordnung und eine konzentrierte Atmosphäre, die den Fokus ganz auf das Erleben der Ausstellung richtet. Wie eine Bühne stellt die Architektur den Raum in den Dienst der Inszenierung. Die Betonrippenkonstruktionen zitieren die Holzbalkendecken des Bestands und spannen weite, stützenfreie Räume auf, die flexibel bespielt werden können.
Die klimastabile, massive Bauweise ermöglicht auch eine Reduzierung der Haustechnik. So entsteht ein Gesamtbild kraftvoller, präzise gestalteter Einfachheit: Neben dem rohen Beton prägen Einbauten aus Eiche und ein Grund aus geschliffenem Gussasphalt das Innenbild. Lediglich der hohe Saal ist durch seine weiße Fassung innerhalb der Raumfolgen akzentuiert.
Ein Museum ganz im Sinne Carl Orffs: roh, einfach und schön.
Wettbewerb: ein 2. Preis, 2019 (Andreas Meck †, Axel Frühauf)
Architekten:
meck architekten gmbh
Axel Frühauf
Mitarbeit:
Ferdinand Getz, Ann Sophie Megerle (Projektleitung), Verena Reich, Nina Ritzert, Sophie Tscherny, Thomas Zaspel (Projektleitung)
Kosten- und Terminplanung:
meck ingenieure gmbh
Baudurchführung:
meck ingenieure gmbh
Freianlage:
lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh