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Gemeindezentrum Sankt Peter, Stuttgart,
2014

Unsere Bauwerkskonzeption wird getragen vom Bild des Petrus als 'Türsteher' des Himmels: 

'Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.'
Matthäus 16, 19 

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Wir verstehen das neue Gemeindezentrum Sankt Peter somit als Bauwerk im Spannungsfeld zwischen Himmel und Erde, dem Göttlichen und dem Irdischen. Die vielfältigen gemeindlichen Einrichtungen und Nutzungen bilden in diesem Sinne die gemeinsame inhaltliche und baukörperliche, geerdete Basis des Gemeindezentrums. Der Kirchenraum hingegen ist aus der Basis entwickelt und überhöht diese mit seinem gefalteten Zeltdach, als 'Krone' auf den Himmel verweisend. Auch die beiden Pole des christlichen Lebens: Actio und Contemplatio, Handlung und Besinnung, kommen in der Komposition aus Basis und Krone zum Ausdruck. Beide Grundpfeiler christlicher Existenz werden augenscheinlich. 

Das neue Gemeindezentrum ist vom Kirchplatz, als Ort der Begegnung und der Gemeinschaft erschlossen. Eine großzügige Loggia bildet das Bindeglied zum zentralen Foyer und erzeugt eine einladende, transparente und offene Erscheinung. Alle Nutzungen des neuen Gemeindezentrums liegen auf einer barrierefreien Ebene und können vom zentralen Foyer aus erreicht werden. Foyer, Pfarramtsbereich und Kindertagesstätte gruppieren sich um einen Innenhof. Ein großer Baum (rotblühende Kastanie) gibt dem Hof Mitte und spendet im Sommer Schatten. 

Die Kindertagesstätte haben wir unter Ausnutzung des nach Norden abfallenden Geländes zweigeschossig organisiert, wobei die allgemeinen Bereiche direkt vom Foyer erschlossen werden. An dieser Schnittstelle ist auch der Mehrzweckraum angeordnet. Die Kinderkrippe befindet sich direkt auf der Zugangsebene, der Kindergarten hingegen ist im darunterliegenden Geschoss, den Freianlagen zugeordnet, organisiert. Die Gemeinderäume haben wir an den Kirchenraum angegliedert. Über die gewünschte Sichtverbindung hinaus, können diese mit der Kirche zusammengeschaltet werden und stellen somit eine mögliche Kirchenraumerweiterung dar. Kleine Kinder können hier in ihrem eigenen, abgegrenzten Bereich am Gottesdienst teilhaben. Großzügige Oberlichter sorgen für eine atmosphärische, ausreichende Belichtung. 

Die Petrusstatue haben wir im Foyer angeordnet, sie verweist auf den Sakralraum, welcher sich offen zum Foyer präsentiert. Betritt der Besucher von dort den geosteten Kirchenraum, öffnet sich nach dem niedrigen Eingangsbereich ein zum Himmel strebender Raum aus Licht. Das Dachfaltwerk erzeugt ein Raumkreuz und ist innenseitig blau ausgemalt: Unendlichkeit und Transzendenz. In der Morgenstimmung wird der Raum vom Ostlicht geflutet. 

Die Anordnung der liturgischen Orte und des Gestühls ist durch den Geist des communios und die Choreographie der liturgischen Handlungen geprägt. Die Stühle haben wir in Blöcken rund um die liturgische Mitte des Altars gruppiert. Vielfältigste Möblierungsvarianten sind denkbar. Die Anordnung des Gestühls und der liturgischen Orte ermöglicht eine Vielzahl an Prozessionen (Ein-und Auszug, Gabenbereitung, Wechsel zum oder vom Taufort, Evangelienprozession, etc.) innerhalb des Kirchenraumes. Der Altarraum, unter Hervorhebung des Altares, bietet ausreichenden Handlungsraum für das Praktizieren von vielfältigen Liturgieformen. 

Der Taufort, mit dem bestehenden Taufstein als Taufbrunnen konzipiert, ist in der Werktagskapelle angeordnet. Der Tabernakel als Ort der Realpräsenz Gottes befindet sich an der Schnittstelle zwischen Werktagskapelle und Kirche, er ist von beiden Seiten her 'nutzbar'. Die Werktagskapelle ist als Teil des Kirchenraumes konzipiert, was ein selbstverständliches Zuschalten im Rahmen von Hochfesten ermöglicht. Gleichwohl sind in der Werktagskapelle Eucharistiefeiern kleinerer Gottesdienstgemeinden gut möglich. Der Orgel wird als dritter 'Verkündigungsort' neben Altar und Ambo große Bedeutung beigemessen. Sie ist für die Gottesdienstgemeinde im Hauptraum deutlich sichtbar angeordnet. Das Kreuz steht in unmittelbarer Nähe des Altarraumes. Der bestehenden Marienstatue haben wir in der Werktagskapelle einen angemessenen, würdigen und eigenen Raum geschaffen. Kerzen können hier aufgestellt werden. Das bestehende Kreuzweg-Mosaik wird außen im Bereich der Loggia wieder eingebaut, es wird dort den künftigen Kirchplatz prägen und auf den Kirchenraum im Inneren verweisen. Das punktuelle Oberlicht über dem Taufstein in der Werktagskapelle trägt zur Raumdramaturgie bei. So entsteht aus dem Zusammenspiel von irdischen, gewachsenen Materialien, welche den Kirchenraum fassen und dem 'Himmel' ein Ort der Liturgie und der kirchlichen Gemeinschaft für die katholische Gemeinde. 

Die Basis des Gemeindezentrums haben wir als steinerne in Beton gegossene Struktur konzipiert: 

'Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.'
Matthäus 16, 18 

Ein Kleid aus Ziegelsteinen bildet die äußere Schale. Die Ziegelsteine stehen für den menschlichen Maßstab und erden die Basis. Steinerne Bodenbeläge korrespondieren mit Mauern aus Ziegelsteinen und Beton. Folgt der Besucher dem Stein durch die Stahltüren in den Kirchenraum wird er überrascht durch das blaue 'Himmelszelt' und einen introvertierten, sakralen Charakter, der durch die Vermeidung eines direkten Ausblicks und der Zentrierung auf das Licht von oben entsteht.

Wettbewerb: 3. Preis, 2014

Architekten:

meck architekten gmbh

Andreas Meck †, Axel Frühauf

Mitarbeit:

Stefan Zöls

 

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