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Königsbrunn Mitte,
2011

Städtebau
An der Bürgermeister-Wohlfahrt-Straße entsteht der neue Stadtplatz, die Königsbrunner Mitte. Sie ist Schnittpunkt der beiden wichtigen Bezüge durch das Wettbewerbsgebiet: In Nord-Süd Richtung, die Bürgermeister-Wohlfahrt-Straße, als bestehende Haupterschliessung von Königsbrunn und in Ost-West-Richtung die neu ausformulierte Vernetzung des Naherholungsgebietes mit dem Rathaus, das im Stadtraumgefüge hierdurch in das öffentliche Leben integriert wird. Dies wird mit dem freien Blick vom Rathaus über den Stadtanger, das Kulturhaus und die Bibliothek bis zum neuen Rodelberg im Naherholungsgebiet augenscheinlich. Es entsteht eine Raumabfolge öffentlicher Bereiche, die vom Naherholungsgebiet über den Bahnhofsplatz, Stadtplatz, Stadtanger bis zum Rathaus führt. Der Stadtanger als zentrale Grünfläche stellt Rathaus und Bibliothek ins vis-a-vis.

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Die 'Mitte' wird tangential von der Bürgermeister-Wohlfahrt-Straße, als Lebensader von Königsbrunn, erschlossen und somit als 'shared space' auch Teil des pulsierenden Stadtlebens. Die Konzentration der Baumasse, die Weitung des Raumes sowie die Vertikale der Bibliothek, der Leseturm, sind die Antwort auf den Wunsch nach einer neuen, unverkennbaren Stadtmitte. Als Verweis an die Via Claudia entsteht eine übergeordnete diagonale Fuß- und Radwegverbindung, die den Europaplatz über die Schule mit dem Friedhof verbindet. Entlang dieser Verbindung weitet sich beim Kulturhaus mit dem Stadtanger der Raum und gibt den Blick auf das Rathaus frei.

An der Schnittstelle von Baufeld 1 und 2 wird der 'Neue Anger' angelegt. Über ihn werden die Baufelder erschlossen. Die ihn flankierenden Parkierungsflächen ermöglichen oberirdisches Parken auch für die abendlichen Kinobesucher. Zudem entsteht auf dem Baufeld 1 im Nordosten ein von Bäumen überstandener Parkplatz für ca. 100 Parkplätze, die über die Schwabenstraße erschlossen werden. Die zentrale Tiefgarage unter dem Stadtanger und dem Kulturhaus kann sowohl von Norden als auch von Süden angefahren werden und eignet sich als zentraler Verteiler für die in Baufeld 1 realisierten Funktionen.

Die bestehende Buslinie 133 wird über den 'Neuen Anger' zur Haltestelle Stadtanger geführt. Dadurch gelingt es, zwischen der bestehenden Marktstraße und dem 'Neuen Anger' einen durchgängigen, vom Verkehr freigehaltenen attraktiven Stadtraum zu erzeugen, der das Rathaus in die neue Stadtmitte integriert. Der Stadtanger als zentrale grüne Freifläche bietet Raum für Freiluftveranstaltungen wie Open-Air Kino, public viewing oder Konzerte.

Während im Baufeld 1 hauptsächlich die öffentlichen Freiräume und die Kulturflächen realisiert werden, sind die Baufelder 2-4 mit Wohn- und Gewerbeflächen stark durchmischt. Im Baufeld 3 wird der bestehende Europaplatz durch die Neubebauung entlang der Via Claudia räumlich gefasst. Der Vermittlerfunktion gerecht werdend entsteht im Baufeld 4 mit dem Bahnhofsplatz ein kleiner Platz, der in die 'Mitte' einleitet.

Hochbau
Das Kulturhaus ordnet die städtebauliche Situation neu: Es ist Teil der Stadtmitte und schafft neue, das Rathaus integrierende Freiräume. Der Baukörper ist über eine differenzierte Höhenentwicklung und Einschnitte (Lichthöfe) wohltuend gegliedert. Die niedrig gehaltene Baumasse der Basis schafft einen behutsamen Übergang zur Umgebung. Aus ihr erwächst skulptural der Leseturm der Bibliothek und die Baumasse des Kultursaals. Das Volumen ist wie aus einem Stein geschnitten und strahlt Ruhe und Bedeutung aus.

Es ist der erste Baustein der neuen 'Mitte'. Die erdgeschossigen Handels- und Gastronomieflächen bilden die baukörperliche Basis für die obergeschossig angeordneten kulturell genutzten Flächen. Die Markthalle öffnet sich zum Platz und kann bei Bedarf (Wochenmarkt) in den Freiraum hin erweitert werden. Die gesamte Handelsfläche ist in einzelne Ladenflächen frei einteilbar. Drei große Lichthöfe versorgen den Großraum mit ausreichend Licht und Luft und ermöglichen verschiedene Blickbezüge in die darüber angeordnete Stadtbibliothek. Ein im Süden des Baukörpers angeordneter Rücken übernimmt die erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen und Nebenflächen. Ein Tragwerk aus Stahlbeton-Rippen verleiht dem Raum strukturelle Ordnung und eindrucksvolle Atmosphäre.

Das Kulturbüro ist vom Platz aus von den Bürgern gut auffindbar. Die Gastronomieflächen unter dem Bereich des Kultursaals tragen zur Belebung des öffentlichen Raumes bei. Durch die geschickte Anordnung in der Gesamtanlage können diese dem zweigeschossigen Foyer des Saals bei größeren Abendveranstaltungen räumlich zugeschlagen und die Besucher des Kulturhauses bei Bedarf kulinarisch versorgt werden.

Der städtebaulichen Konzeption folgend, gelangt man über den zentralen Durchgang vom Stadtplatz zum Stadtanger, der neuen zentralen Grünfläche, die nach Osten hin vom Rathaus begrenzt wird.

Im Durchgangsbereich liegt das Foyer, das die obergeschossigen Kulturflächen, den Kultursaal und die Bibliothek erschließt. Hier werden räumlich spannende Blickbezüge und zusätzliche Flächen für Ausstellungen und kleinere Veranstaltungen geboten. Der Kultursaal ist als großer Veranstaltungssaal mit Bühne konzipiert. Oberlichtsheds versorgen den Saal mit gleichmässigem Nordlicht, ein Fenster gibt den Blick auf den Stadtplatz frei. Der Saal wird eigenständig ebenso vom Durchgang aus erschlossen. Das 2. Obergeschoss hält einen Stadtbalkon bereit, der vielfältig bespielt werden kann.

Vis-a-vis vom Kultursaal befindet sich im Obergeschoss die Bibliothek. Eine große Öffnung gibt den Blick über den Stadtanger zum Rathaus frei. Gut auffindbar sind die Veranstaltungsbereiche angeordnet. In einem räumlichen Kontinuum, das drei Lichthöfe zonieren, sind die Aufstellflächen der verschiedenen Medien organisiert. Die Lichthöfe stellen die natürliche Belichtung und Belüftung sicher und verknüpfen die Bibliothek mit den darunter angeordneten Marktflächen räumlich. Eine gegenseitige Belebung stellt sich ein. Am Ende des Raumes wird der Besucher über ein räumlich komplexes Rampenbauwerk in den Leseturm geführt, der die verschiedenen Lese- und Arbeitsbereiche beherbergt. Gruppen- und Einzelarbeitsplätze sowie Carrels bieten eine große Vielfalt von Lese- und Aufenthaltsbereichen. Vom Stadtplatz aus sieht man die Nutzer die Rampen entlang wandeln. Die Dachfläche über den Aufstellflächen im Obergeschoss dient als der Bibliothek zugeordneter Freibereich. Im Turm öffnet sich der Blick bis zu den Alpen.

Der Einkaufsmarkt wird in einem eigenständigen Baukörper realisiert. Über die Anordnung an der nördlichen Raumkante des Platzes ist er Teil des öffentlichen Lebens. Unabhängig von den Flächen des Kulturhauses erhält er eine wirtschaftliche Gebäudestruktur und optimale Anlieferungs- und Erschließungsbedingungen. In einem dritten Baukörper, der den Stadtanger nach Norden begrenzt, ist der Drogeriemarkt mit darüber liegenden Gewerbe- und Wohnflächen organisiert. Weitere Gastronomieflächen im Südosten runden die Erdgeschossnutzung ab. Die obergeschossig angeordneten Gewerbe- und Wohnflächen werden über Innenhöfe belichtet und erlauben ein vertikal angeordnetes Wohnen und Arbeiten.

Eine zentrale Tiefgarage mit Zu- und Abfahrten vom 'Neuen Anger' im Süden und der Marktstraße im Norden verbindet die einzelnen Bauteile unterirdisch. Synergieeffekte hinsichtlich des Parkraummanagements für den Nutzungsmix entstehen.

Zwei in Proportion, Materialgestaltung und Charakter differenzierte Freiräume, der Stadtplatz und der Stadtanger, sorgen für hohe Aufenthalts- und Nutzungsqualität in den Freianlagen. Eine Wasserspange verbindet Räume, Baukörper und Rathaus.

Die Konstruktion des Kulturhauses erfolgt in konventioneller Stahlbeton-Massivbauweise. Einfache, robuste Materialien, zweischaliger Wandaufbau mit wartungsfreien Sichtziegeln und konzentrierte Installationsführung lassen ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit erwarten. Besonderer Wert wird auf niedrige Lebenszykluskosten gelegt, ohne dem Bauwerk ein würdiges Altern zu verwehren. Hierbei sei hinsichtlich der verwendeten Materialien insbesondere die Fassade aus Sichtziegeln erwähnt, die sich durch einen äußerst niedrigen Instandhaltungsaufwand, einhergehend mit einem überschaubaren Investitionsaufwand, auszeichnet. Dinge, die in Würde altern sind menschlich, begreifbar und nachhaltig.

Wettbewerb: 2. Preis, 2011

Architekten:

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Prof. Andreas Meck †

Mitarbeit:

Wolfgang Amann, Francesca Fornasier, Axel Frühauf (Projektleitung), Isabel Protschky, Jun Tan

 

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