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Freiheits- und Einheitsdenkmal, Berlin,
2011

Im Licht von Freiheit und Einheit
Das Freiheits- und Einheitsdenkmal entsteht am Ort des ehemaligen Nationaldenkmals in Berlin, das an die Reichseinigung von 1871 erinnern sollte. Der noch vorhandene Sockel des Denkmals, der wo möglich restauriert, ansonsten unverändert bleibt und die Spuren der Vergangenheit zeigt, wird so zum „Boden der Geschichte“ des neuen Freiheits- und Einheitsdenkmals. Das wiedervereinigte Deutschland, die Bundesrepublik, bildet dabei den „Rahmen“ für die Überdachung eines Platzes auf dem Sockel - ein Platz und Versammlungsraum freier Bürger entsteht; die „Agora“ als Wiege der Demokratie steht Pate. Dabei trägt das Volk (Polis). Vertreten durch die Landesregierungen stehen die Bundesländer für die Einheit als auch die Vielfalt in der Einheit und bilden die tragenden Stützen des Daches. Ost-West orientiert löst sich das Freiheits- und Einheitsdenkmal aus der Feudalachse des ehemaligen Schlosses. Ein Metallband im Boden erinnert an den ehemaligen Grenzverlauf.

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Leipzig als Ausgangspunkt der Wiedervereinigung wird zum Grundstein für das Freiheits- und Einheitsdenkmal; der Grundstein markiert gleichzeitig den Standort des ehemaligen Reiterstandbildes Wilhelm I. Eine Verortung und ein geschichtlicher Dialog entsteht. Die Einheit von oben wird zur Einheit von unten; eine friedliche Revolution der Bürger; ein Bürgerdenkmal; nicht vertikal, sondern horizontal angelegt als breiter Schirm.

Ein typografisches Gewebe aus Worten bildet das Dach. Zwei Ebenen mit Aussagen aus Dichtung und Philosophie zu Einheit bzw. Freiheit überlagern sich. Es ist die gemeinsame Sprache, die verbindet. Die Zwischenräume zwischen den Buchstaben öffnen sich zum Himmel und durch die Überlagerung von Einheit, Freiheit, Licht und Platz entsteht ein Ganzes, das mehr ist als die Summe der Teile: Wir sind ein Volk. Freiheit und Einheit entstehen durch das Volk und müssen vom Volk getragen werden: Kein abgeschlossener statischer, sondern ein sich immer wieder erneuernder dynamischer Prozess. Das Freiheits- und Einheitsdenkmal bildet diesen Prozess ab. Es gibt mit der Konstruktion des Daches eine räumliche Grundordnung vor. Die beiden typografischen Gewebeebenen mit Aussagen aus Dichtung und Philosophie zu Freiheit und Einheit sind zu Beginn nur mit Basisaussagen belegt. In dem Maß, wie die Bürger sich mit Freiheit und Einheit identifizieren, füllen sich die typografischen Gewebe: Jeder Bürger kann anteilig Patenschaft an einem Wort, einem Satz seiner Wahl erwerben. Ist das Wort, der Satz, die Aussage finanziert, wird es montiert. Kleine eingravierte Namen verweisen auf die Paten. So entsteht durch Beteiligung der Bürger aus einem anfangs offenen und luftigen Eindruck ein immer dichter und konzentrierter werdendes grafisches Gewebe und damit ein immer räumlich stärker definierter Versammlungsraum als Ausdruck einer gemeinsamen politischen Willensbildung. Das Freiheits- und Einheitsdenkmal spiegelt so zu jeder Zeit die Auseinandersetzung und Identifikation der Bürger mit Freiheit und Einheit wider.

„Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört.“ Willy Brandt 10.11.1989

Konstruktion
Die tragende Grundordnung des Daches bildet ein Raumtragwerk aus korundgestrahltem Edelstahl. Die Stützen sind im Dachtragwerk eingespannt und können somit als statisch einfache Pendelstützen behutsam auf der Konstruktion der darunter liegenden Gewölbe abgestellt werden. Die Eingriffe in die historische Substanz der Gewölbe werden somit auf ein Mindestmaß reduziert. Das typografische Gewebe ist ebenfalls aus Edelstahl zusammen gesetzt; unterschiedlich angeschliffen besitzt es eine edle, völlig wartungsfreie und eines Freiheits- und Einheitsdenkmals würdige Oberfläche.

Wettbewerb: ein 1. Preis, 2011

Architekten:

meck architekten

Prof. Andreas Meck †

Mitarbeit:

Wolfgang Amann, Karl Bachhammer, Francesca Fornasier, Axel Frühauf (Projektleitung)

Beratung:

büro uebele visuelle kommunikation, Stuttgart (Grafische Gestaltung); Sailer Stepan und Partner GmbH, München (Tragwerksplanung)

 

Weitere Projekte: