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Wohnen Gmunder Straße Obersendling, München,
2017

Die Konzeption greift kontextuelle Bezüge des Stadtgebiets auf und besinnt sich gleicher Maßen auf historische Vorbilder von Theodor Fischer bis Sep Ruf, die bereits in Sendling mit Zeilenstrukturen von hohem Wohnwert operierten. Konsequenter Weise findet sich diese Strategie auch in der vorgeschlagenen Konfiguration wieder und gibt dem großflächigen Baugebiet eine klare und maßstäbliche Gliederung. 

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Zur Straße hin wird die angrenzende Blockrandstruktur aufgegriffen und artikuliert damit eine städtische Antwort der Bebauung, auch bezugnehmend auf mögliche Maßnahmen an dem derzeitigen Gewerbehof im Norden. Die Baumasse mit moderater Höhenentwicklung von 5 Geschossen zur Gmunder Straße wird durch siebengeschossige Hochpunkte gegliedert, die der Adressbildung im Süden dienen. Neben der daraus resultierenden Nord-Süd Durchwegung wird auch eine Verbindung über den sechsgeschossigen Körper an der Hofmannstraße in Ost-West Richtung zur Erschließung des Quartiers angeboten.

Bei sämtlichen Gebäudeteilen wird in der Höhenentwicklung eine erhöhte Erdgeschosszone berücksichtigt, die zur Wohnnutzung als Hochparterre ausgebildet werden kann. Ausschließlich straßenzugewandte Erdgeschosse werden für Gewerbenutzungen vorgesehen. Die Kindertagesstätten finden sich an der Hofmannstraße und an der Gmunder Straße im Südosten wieder. Hier entsteht, unter Einbeziehung des wertvollen Baumbestands, durch den bewussten Rücksprung der Gebäudeecke ein baumüberstandener Vorplatz für die KiTa.

Im Inneren der Figur entstehen engmaschige, ineinander verzahnte Zeilen, die spannungsvolle Raumabfolgen entstehen lassen. Das formal eingegrenzte Repertoire bietet jedoch eine strukturelle Variationsbreite durch gleich- und verschiedenartige, gefasste Hofräume, die durch gezielte Maßnahmen einen differenzierten Charakter erhalten. Das Durchschreiten der Körper an den Schnittstellen der Zeilen lässt zusätzliche, neue Raumeindrücke und Blickbezüge entstehen und weitet die Hofräume auf.

Die Ost-West orientierten Zeilen lassen, bei moderaten Baukörpertiefen von 12,90m, lichtdurchflutete Wohnungen entstehen. Ein breiter Wohnungsmix an kompakten, wohlproportionierten Wohnungen ist in den entworfenen Regeltypen darstellbar und wird über effiziente Erschließungssysteme in 4- oder 6-Spännern organisiert. Gereihte Wohntypen gewährleisten, trotz einer hohen Dichte, eine ebenso hohe Privatheit und eine gleichwertige Orientierung aller Wohnungen nach Westen mit Blick auf die Hausbäume der angrenzenden Zeilen. 

Eine wirtschaftliche Erstellung des Bauwerks wird durch die Systematisierung der Bauteile erreicht und geht mit einer wiederkehrenden Taktung und Rhythmisierung von Fensterformaten als umlaufendes Thema in den Fassaden einher. Die teils brüstungshohen, teils bis zum Boden gehenden Verglasungen beleben, gemeinsam mit den eingeschnittenen Loggien, das Fassadenbild und tragen den Themen Offenheit und Privatheit Rechnung. Durch die Materialität aus Beton- und Ziegelfertigteilen als umlaufende Bänder in verschiedenen Farbnuancen werden die einzelnen Teile zu einem Ganzen zusammengebunden. Innerhalb des streng linearen Systems versprechen feinsinnige architektonische Maßnahmen eine differenzierte und zeitlose Erscheinung. Lineare Vielfalt.

Der Grünzug entlang des ehemaligen Industriegleises weitet sich im Planungsgebiet zu einem großzügigen, öffentlichen Park auf. Dieser verzahnt sich auf selbstverständliche Art nach Süden mit der Wohnbebauung. Die offenen Finger der Bebauung ermöglichen eine vielfältige halböffentliche Durchwegung von Osten nach Westen und immer wieder von Norden nach Süden. Damit wird auch die geplante Grünverbindung im Süden angeschlossen und vernetzt. Eingebettet in den Grünzug entsteht ein großzügiger Spielplatz „Am alten Industriegleis“. Ergänzt wird dieser im Westen um einen attraktiven Spielbereich für 6-10 Jährige. Die Erschließung erfolgt über Wohnanger mit hoher Aufenthaltsqualität. Im versickerungsoffenen Kiesbelag treiben Blüten- und Spielinseln. Jeder Anger erhält einen leicht differenzierten Charakter bezüglich Inselformen und Pflanzleitbildern. Mehrstämmige, blühende Solitärbäume entwickeln eine maßstäbliche Räumlichkeit. Darunter blühen duftender Lavendel, Salbei und im Bereich der im Rettungsfall zu überfahrenden Kiesinseln Thymian.

Die Inseln weiten sich zu Sitzgelegenheiten auf, Teilbereiche aus Sand bieten sich für Kleinkinderspiel an. Durch eine kleine Sitzkante getrennt liegen auf den Westseiten Gartenflächen für die Erdgeschoss-Wohnungen hinter halbhohen Hecken. Ergänzend werden auf den niedrigeren Dächern intensiv nutzbare Dachgärten mit Terrassen und gut besonnten Hochbeeten angeboten. Im Osten schließt die Durchwegung mit einem Platanenplatz als gemeinsamem Treffpunkt zu Boulespielen und ähnlichen Aktivitäten ab. Die Kindertagesstätten erhalten großzügige Freibereiche im direkten Erdgeschoss- Anschluss und werden jeweils von der Straße erschlossen. Der Baumbestand kann im Osten und Norden erhalten werden.

Wettbewerb: 3. Preis, 2017

Architekten:

meck architekten gmbh

Andreas Meck †, Axel Frühauf

 

Mitarbeit:

Martina Frieling, Philipp Jung, Verena Reich

Visualisierung:

VIZE

 

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