Am Ziegelstadel in Dießen am Ammersee entsteht ein Museum über das Leben und Werk des Komponisten Carl Orff.
Sein Schaffensort und letzter Wohnort, an dem er von den 1950er Jahren bis an sein Lebensende tätig war, wird in diesem Zuge als Anlaufstelle für Kultur- und Musikinteressierte der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Anwesen, bestehend aus Wohnhaus, Arbeitshaus, Pergola und blühendem Landschaftspark, wird um einen musealen Anbau ergänzt, der in seiner Ausformung auf die baulichen und landschaftlichen Besonderheiten des Ortes reagiert und sich sensibel in das Ensemble einfügt.
Der zurückhaltende Anbau ergänzt behutsam die denkmalgeschützten Gebäude und bewahrt die Gartenansicht mit der einzigartigen Pergola. Charme und Geist des Anwesens bleiben damit erhalten.
Der hohe Saal der Sonderausstellung betont mit seiner besonderen Dachlandschaft aus Tonnendächern die neue Adresse. Er leitet die Besucher zukünftig über die Auffahrt kommend selbstverständlich in das neue Museum. Das Foyer dient als zentraler Verteiler und vermittelt durch Raum- und Blickbezüge zwischen dem bestehenden Wohnhaus mit Pergola, den Ausstellungsbereichen und dem Lichthof. Die klar strukturierten Ausstellungsräume des Erweiterungsbaus lassen die Besucher von Raum zu Raum durch das Museum schreiten und ermöglichen vielfältige Aus- und Durchblicke innerhalb des Gebäudes und in die charakteristische Umgebung mit Garten, zum Ammersee und zum Rad der Fortuna. Die denkmalgeschützten Bestandsbauten werden behutsam saniert und in die Ausstellung integriert.
Die Materialität des Anbaus aus hellem Sichtbeton entspringt dem Kontext einer massiven Bauweise, wie sie der Bestand mit seinem Mauerwerk aufweist, interpretiert diese jedoch in Material und Oberfläche neu. Die verputzten Fassaden des Bestands weisen eine subtil ablesbare Texturierung durch das darunter liegende Mauerwerk auf. Der Erweiterungsbau hingegen erhält seine Texturierung durch die Betonschalung und feinporige Oberfläche des Dämmbetons. Alt und Neu stehen im Hinblick auf ihre Materialität, Baumasse und Höhenausbildung in ausgewogener Balance und bilden trotz sichtbarer Unterscheidung ein zusammenhängendes Ganzes. Die wenigen, aber bewusst gesetzten Öffnungen rahmen mit ihren tiefen Laibungen den Blick in die Landschaft.
Im Innenraum dominiert die Materialsichtigkeit des hochwärmegedämmten Betons. Mit Betonrippenkonstruktionen werden die Holzbalkendecken der Bestandsgebäude neu interpretiert. Sie bewältigen die teils großen Spannweiten und beherbergen gleichermaßen alle Elemente der Gebäudetechnik, Beleuchtung und Akustikmaßnahmen. So entstehen stützenfreie, robuste und für die Ausstellungsgestaltung frei und vielfältig bespielbare Räume.
Das reduziert-ruhige Materialkonzept der Museumserweiterung wird vervollständigt durch einen Grund aus Gussasphalt und hölzernen Einbauten aus Eiche, welche sich jeweils einheitlich durch das Gebäude ziehen.
Wettbewerb: ein 2. Preis, 2019 (Andreas Meck †, Axel Frühauf)
Architekten:
meck architekten gmbh
Axel Frühauf
Mitarbeit:
Ferdinand Getz, Ann Sophie Megerle (Projektleitung), Verena Reich, Nina Ritzert, Sophie Tscherny, Thomas Zaspel (Projektleitung)
Kosten- und Terminplanung:
meck ingenieure gmbh
Baudurchführung:
meck ingenieure gmbh
Visualisierung:
VIZE
Freianlage:
lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh