Als Identitätsträgerin des Areals wird die Grundform des alten Kirchturms in die Konzeption der beiden neuen Gebäude aufgenommen. Sie wird damit zum Grundstein der Quartiersentwicklung. Mit der Transformation des Matthäusareals entsteht ein Ort der Weiterentwicklung und Innovation in Frankfurt, der nahbar für die Mitmenschen wird. Bereits auf städtebaulicher Ebene werden Zukunftsthemen integrativ repräsentiert. Die weitgehend aus wiedergewonnenen Baumaterialien des Vorgängerbaus erstellte Hoffnungskirche (Konsistenz) sowie das im Hinblick auf den erforderlichen Materialaufwand sparsam konzipierte Hochhaus mit seiner energiegewinnenden Haut (Effizienz und Suffizienz) folgen der Leitidee einer Mitwelt des klimafreundlichen Bauens und bilden somit ein beispielhaftes und wegweisendes Ensemble im Sinne einer ganzheitlich gedachten Nachhaltigkeit.
Auf dem Matthäusareal entsteht ein neues, harmonisches und dabei verbindendes Ensemble aus zwei präzisen Baukörpern, die sich im Kontext der städtischen Dichte Frankfurts behaupten und dabei wohlproportionierte öffentliche Räume kreieren. Trotz Abbruch der bestehenden Bausubstanz wird die Identität des Ortes in die Neubebauung weitergetragen: die Wiederverwendung von Abbruchmaterialien wird im Stadtraum sichtbar und die quadratische Grundform des alten Kirchturms gestaltprägend für Raumbildung und Konstruktion der Neubauten. In der Setzung der beiden Baukörper zueinander entsteht ein spannungsreicher Dialog.
Der kompakte, leicht gerichtete Kirchenbau entlang der Friedrich-Ebert-Anlage ist weitestmöglich an der Kreuzung platziert und tritt aus der Fußgänger- und Straßenperspektive als solitärer Sakralbau präsent in Erscheinung. Als „Eckstein“ des Areals sorgt er für den entsprechenden Halt und respektiert dabei den menschlichen Maßstab. Vor dem Hintergrund des architektonisch verwandt erscheinenden Hochhauses schließt er den Blockrand ab und stellt sich gleichermaßen frei.
Das Hochhaus staffelt sich über zwei Rücksprünge in die Höhe. Die elegante Höhenwirkung wird durch diese Staffelung sowie die Eindrehung der Nordfassade verstärkt. Gleichzeitig wird eine wohltuende Maßstäblichkeit gegenüber dem niedrigeren Kirchenbau erzeugt. Auf Stadtebene formulieren die entstehenden Freiräume eine Differenzierung zwischen dem urbanen Kirchenvorplatz an der Kreuzung, der Filterschicht des dicht begrünten Regengartens sowie dem großzügigen und beruhigten Binnenraum des Matthäusplatzes als urbaner Treffpunkt. Dieser wird von Kirche und Hochhaus aufgespannt und formt damit eine baulich gefasste, gemeinschaftliche Mitte des Miteinanders und Füreinanders.
Das Freiraumkonzept gliedert die verfügbare Fläche in einen urbanen Kirchen-Vorplatz, den zentralen Matthäusplatz und einen grünen Regengarten. Entgegen der vertikalen Ausrichtung der gebauten Umgebung, sieht das Freiraumkonzept eine primär horizontale Ausrichtung vor. Die städtische Umgebung findet Kontinuität im urbanen Vorplatz der Kirche, weshalb bewusst kein trennender Grünfilter, sondern ein Freiraum vorgeschlagen wird, der sich als fließend und verbindend versteht. Dieser kontinuierliche Charakter wird auf dem Matthäusplatz weitergeführt, welcher durch geometrisch angeordnete Freiraumelemente strukturiert wird. Die niederliegende Vegetation im Ruderalgarten und den offenen Fugen garantiert Transparenz und Durchsicht, gleichzeitig fungieren sie als wertvolle Trittsteine für die urbane Fauna. Ein Wasserspiel und verschiedene Sitzgelegenheiten tragen zur Schaffung einer multifunktionalen und belebten Platzlandschaft bei, welche durch ihre Großzügigkeit den vielseitigen Ansprüchen gerecht wird.
Wettbewerb: ein 2. Preis, 2024
Architekten:
meck architekten gmbh
Axel Frühauf
in Arbeitsgemeinschaft mit:
Boltshauser Architekten AG
Roger Boltshauser
Mitarbeit:
meck architekten gmbh: Doreen Brinker, Francesco Da Ros, Markus Maier, Wilko Schmidt, Thomas Zaspel (Projektleitung) Boltshauser Architekten AG: Gregory Bianchi, Fadri Fanzun, Xingyu He, Arthur Helmecke, Vanja Jovancic (Projektleitung), Sophie Kotter, Johann Kremer, Qinglong Lin, Adriano Martinelli, Malena Schlosser
Kostenplanung:
meck ingenieure gmbh
Kunst:
Reflexion AG
Tragwerk:
Schnetzer Puskas Ingenieure AG
Brandschutz:
bauart Konstruktions GmbH & Co. KG
Bauphysik:
Müller-BBM Building Solutions GmbH
Freianlage:
Manoa Landschaftsarchitekten GmbH